FEINDBILD JOURNALIST
„Hass vor der Haustür“
BDZV und ECPMF sammeln Daten für Studie zur Sicherheitslage von Lokaljournalistinnen und Lokaljournalisten.
Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDVZ) und das European Centre for Press and Media Freedom (ECPMF) wollen verlässliche Daten zur Sicherheit von Lokaljournalisten sammeln und verfügbar machen. Dafür haben die beiden Organisationen nun eine neue Plattform „Feindbild Journalist – Monitoring Lokaljournalismus“ initiiert. Auch Polizei und Behörden sollen mit der Studie für die Sicherheitslage von Lokaljournalisten sensibilisiert werden.
Betroffene Journalistinnen und Journalisten können ihren Fall per Online-Fragebogen schildern und sich so an dem Monitoring beteiligen. In der geplanten Studie sollen Angriffe laut BDZV und ECPMF dokumentiert, verifiziert und analysiert werden. Dazu zählen digitale und tätliche Übergriffe, Cyberattacken oder Einschüchterungsversuche durch Doxing (also das Veröffentlichen personenbezogener Daten), rechtliche Schritte und Zensurmaßnahmen. Auf Lokaljournalisten habe man sich nach einer bereits etablierten allgemeinen „Feindbild“-Studie nun deshalb zusätzlich spezialisiert, da sie zunehmend betroffen seien: Sie seien in einer besonders schwierigen Lage – „die Angriffe kommen gleichsam aus der Nachbarschaft“, sagt der Geschäftsführer des ECPMF, Lutz Kinkel.
„Hass vor der Haustür in dieser Massivität“ sei immer noch ein ungewohntes und vergleichsweise neues Phänomen, erklärte BDZV-Hauptgeschäftsführerin Sigrun Albert. Das vergangene Jahr sei durch einen „Negativrekord bei Angriffen auf Journalistinnen undJournalisten in Deutschland“ gekennzeichnet gewesen. Die Zahl von Beleidigungen, Drohungen und tätlichen Angriffen gegen Medienschaffende in Deutschland habe stark zugenommen; zunehmend sind von dieser Entwicklung auch Lokaljournalisten betroffen.
17. Januar 2023, 17:55 Uhr; Journalismus – „Hass vor der Haustür“; Süddeutsche Zeitung